Inferno-Tri(Du)athlon oder das wohl härteste Rennen meiner Karriere

Es hätte ein beschaulicher Samstag, 23. August 2014, werden können, wenn man sich Bild 1 anschaut, welches morgens um 6 Uhr neben dem Strandbad Thun entstand. Mir und über 400 weiteren Athleten stand eine Schifffahrt von Thun nach Oberhofen über den knapp 15 Grad kalten Thunersee bevor. Leider wurde eben wegen diesen kalten Wasser-Temperaturen das 3.1km Schwimmen im Thunersee als Startdisziplin des Inferno-Triathlon durch einen 3km Startlauf in Oberhofen ersetzt, weshalb es dieses Jahr bloss ein Inferno-„Duathlon“ wurde. Aber dieser hatte es auch so in sich. Beschaulich an der Strecke von 3km Startlauf, 97km Racebike, 30km Mountain-Bike und 25km Berglauf mit total 5’500 Höhenmeter würde ausser der Aussicht nicht sehr viel. Und selbst die wurde uns noch genommen. Aber alles schön der Reihe nach:

Morgens um 06:15 Uhr legte das Schiff in Thun ab, um nach knapp 20 Minuten neben dem Schloss Oberhofen anzulegen. In dieser Zeit hatte ich noch die Gelegenheit, ein Telefoninterview bei Radio SRF3 zu geben auf die Frage, was man denn so an einem Samstag morgen um ca. 6 Uhr alles treiben könnte. Der Moderator traute seinen Ohren kaum, als ich ihm vom bevorstehenden Abenteuer erzählte. Und mein Wunsch-Song (Survival von Muse) passte gerade gut zum Tag (hier gehts zum Interview).

Startschuss war um 07:15 Uhr in Oberhofen zu einer kurzen Aufwärmrunde von 3km durchs Dorf (Bild 2). Dies alles noch bei fast Sonnenschein und angenehmen 14 Grad und in weniger als 12 Minuten. In der Wechselzone angekommen, erfolgte ein schneller Wechsel aufs Rennrad und los ging es Richtung Beatenberg (Bild 3). Nach knapp 2km begann dann der erste Anstieg und es sollten nicht die letzten Höhenmeter sein. Über Sigriswil, Beatenberg folgte in einer rasanten Abfahrt Interlaken, um danach gemütlich dem Brienzersee zu folgen. Bis dahin war meine Ausdauersportwelt und mein Wille noch in Ordnung und auch das Wetter war soweit o.K. Aber je näher wir Meiringen und vor allem dem Aufstieg zur Grossen Scheidegg kamen, je dunkler wurden die Wolken und entsprechend kühler die Temperaturen. So stellte ich mir im Aufstieg zur Grossen Scheidegg mehr als einmal die Sinnfrage über Ausdauersport und wollte auch schon einige Male aussteigen. Denn neben dem kalten Wetter kamen nun auch zig Krämpfe im Oberschenkel hinzu. Aber irgendwie schaffte ich es im dichten Nebel rauf und hinten wieder runter nach Grindelwald (Strecke 97km, 2’145Hm, Zeit 3:53h).

Etwas durchfroren aber happy über die ersten zwei Berge, die ich geschafft hatte, wechselte ich aufs Mountain-Bike. Durch die neue Sitzposition in Verbindung mit kalten Muskeln war hier der Start Richtung Kleine Scheidegg sehr verkrampft. Doch auf diesem Streckenabschnitt verflogen die Höhenmeter schneller und leichter und nach ca. 11km war ich bereits auf der Kleinen Scheidegg, leider wiederum in dichten Wolken, was uns die Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau verwehrte. Also nix wie runter nach Wengen und  Lauterbrunnen. Das war die wohl genialste MTB-Abfahrt, die ich bis jetzt erlebt habe und hat einfach nur Spass gemacht. Aber meine Muskeln kühlten auch hier wieder sehr stark runter, so dass der letzte Streckenabschnitt nach Stechelberg nur mit schmerzendem Oberschenkel absolviert werden konnte. Das konnte ja heiter werden auf der letzten Etappe… Aber erst mal war ich froh, in der Wechselzone in Stechelberg angekommen zu sein (Strecke 30km, 1180Hm, Zeit 2:03h).

So nahm ich die letzte Etappe mit Laufschuhen unter die Füsse. Von Stechelberg zurück nach Lauterbrunnen ging es sehr flott und ausnahmsweise flach dahin und ich kam in einen richtigen Laufflow. Dieser wurde von da an aber abrupt gehemmt durch den ersten langen Aufstieg nach Grütschalp und weiter leicht ansteigend nach Mürren hinauf. Ich merkte, dass die Kraft langsam nachliess und Mürren einfach nicht näher kommen wollten. Wiederum stellte ich mir einige viele Male die Sinnfrage über Ausdauersport und dass es in Mürren schon Duschen und Massagen auch für Fast-Finisher geben würde. Aber als ich nach 17 von 25km, jedoch bei erst 1/3 der Höhenmeter in Mürren endlich ankam, war der Gedanke ans Aufgeben wie weggeblasen und ich freute mich fast auf die letzten 8km, welche allerdings nochmals knapp 1’400Hm beherbergten. Ich wusste, dass es in diesem Gelände eh nur noch zügiges Wandern gab. Es wurde aber doch nochmals lang und nach weiteren knapp 1 3/4h in dichten Wolken bei eisigem Wind hörte ich zwar den Speaker auf dem Gipfel des Schilthorn, aber sehen konnte ich ihn nicht. Auch nach dem Schild 500m bis zum Ziel dauerte es nochmals knapp 1/4h, bis ich aus dem Nebel plötzlich Giselas Stimme hörte, welche mich von oben rief. Da wusste ich, dass es nur noch kurz bis zur Schilthorn-Plattform und von da ins Ziel war. Die letzten Treppenstufen rauf zur Plattform (Bild 4) schaffte ich nur noch mit letzter Kraft. Und dann die Erlösung! Zieleinlauf auf 2’970m über Meer auf dem Schilthorn (Bild 5)!!! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie Glücklich ich da war, von Gisela in den Arm genommen zu werden – und selbstverständlich war da nix mehr mit Ausdauersport an den Nagel hängen. Ich hatte es ja geschafft (Strecke 25km, 2’175Hm, Zeit 3:56h). Mit einer Schlusszeit von 10:04.30h erreicht ich Overall den 58 Rang von 338 Männern.

So wurde aus dem beschaulichen Samstag der wohl härteste Wettkampf in meiner Karriere. Aber eins ist sicher, ich komme wieder ins Berner Oberland und werde den Inferno-Triathlon nochmals machen – mit Schwimmen und bei schönem Wetter!!!! In welchem Jahr das sein wird, werden wir sehen.

Wer sich meine Strecke virtuell anschauen möchte, hier der Link auf das Youtube-Video des Veranstalters: https://www.youtube.com/watch?v=Lxayen-EaoU

Polizei-Triathlon-EM oder ein Stadtpolizist bei den Stadtmusikanten

Die Polizei-Triathlon-EM 2014 fanden vom 8.-11. August in Bremen statt. Und da ich mich im Jahr zuvor an der SM in Murten dafür qualifiziert hatte, bin ich zusammen mit vier Kameradinnen und Kameraden aus der Deutschschweiz am Donnerstag mit den Autos nach Bremen gereist. Gisela war als Begleitperson ebenfalls mit von der Partie. In Bremen angekommen bezogen wir erst mal unser EM-Hotel am Stadtrand direkt neben dem Stadtwald. Sämtliche Teams waren dort untergebracht. Am Freitag erkundeten wir die Bremer Innenstadt und suchten natürlich auch die Bremer Stadtmusikanten (Bild 1). Am Nachmittag gesellten sich auch noch eine welsche Kollegin und die beiden Delegationsleiter zu uns und staffierten uns erst mal mit den Suisse-Police-Trainern, -Shirts und -Hemden aus, so dass wir einheitlich gekleidet an der Eröffnungsfeier am Freitag Abend auftreten konnten (Bild 2). Diese war auf dem Marktplatz in der Innenstadt mit anschliessendem Apéro im wohl schönsten und ältesten Ratsaal Europas.
Der Samstag stand im Zeichen der Streckenbesichtigung, Wechselzone anschauen und letzter Materialcheck bzw. Abschlusstraining. Schon da zeigte es sich, dass der Wettkampf am Sonntag anstrengend werden könnte aufgrund des starken Windes. Uns blies es fast die Räder unter dem Hinter weg. Nach Pasta-zNacht ging es früh ins Bett.
Am Sonntag dann der eigentliche Wettkampftag. Wir liessen da aber zuerst Gisela die Wettkampfstrecke testen. Sie startete schon am Morgen um 08:45 Uhr über die olympische Distanz. Der Start der Polizei-EM war auf 11 Uhr angesetzt. So hatten wir noch genügend Zeit, unsere zwei Wechselzonen einzurichten und ein letztes Teamfoto (Bild 3) zu machen, bevor es losging. Geschwommen wurden die 1,5km auf einem Viereckkurs im alten Europahafen. Das Wasser war mit 21,3 Grad gerade noch knapp Neo-tauglich und bei der trüb-braunen Suppe war man froh, noch eine schützende Überhaut zu haben. Nach zwei Schwimmrunden in gut 23 Minuten erfolgte der Ausstieg über schmale Leitern, bevor es auf die Quaimauer zur Transition 1 ging. Die anschliessende Schiebepassage mit dem Rad der Quaimauer entlang über eine lange Rampe bis zur Strasse war schon sehr anstrengend. Leider hat inzwischen auch der Wind wieder sehr stark zugenommen. So blies es uns auf dem 10km-Radkurs, welcher 4x absolviert werden musste, auf dem Hinweg mit fast 50 Sachen über die Strecke, während man auf dem Rückweg Mühe hatte, die 30 km/h auf dem Tacho zu halten. Doch nach 1:04h war auch das geschafft und mit einem schnellen Wechsel in Transition 2 ging es auf die Laufstrecke (Bild 4). Doch dort war ich ziemlich leer und hatte auf der ersten von zwei 5km-Laufrunden Mühe, meinen Rhythmus zu finden. In der zweiten Runde lief es dank Druck von anderen Athleten von hinten etwas besser und nach gut 40 Laufminuten erreichte ich das Ziel als 33 von 64 Polizisten in einer Schlusszeit von 2:10.58h als bester Schweizer. Das Niveau war extrem Hoch in diesem Feld und dass es keine Altersklassenwertung gab, machte die Sache auch nicht einfacher. Am Schluss war ich einfach bloss glücklich, dabei gewesen zu sein. Als Belohnung für die Strapazen waren alle EM-Teilnehmer am Abend auf einem Partyschiff auf der Weser geladen mit leckerem Buffet, Disco und auch ein Feuerwerk am Ufer durfte nicht fehlen. Mit vielen spannenden Eindrücken verabschiedete sich am Montag der Stadtpolizist von den Bremer Stadtmusikanten und fuhr zurück nach Zürich.